Talker für Kinder

Talker für Kinder können zum Einsatz kommen, wenn ein Kind sich wegen motorischer und/oder kognitiven Einschränkungen nicht mitteilen kann.

Ob Autismus Spektrum Störung, Verbale Entwicklungsdyspraxie oder „Late Talker“ – es gibt viele Gründe, warum ein Kind nicht altersgemäß spricht.

Eine eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeit kann sich auf viele Bereiche des Lebens auswirken, wie etwa auf den Aufbau von gesellschaftlichen Beziehungen oder auf die Kompetenz zur Gefühlsverarbeitung.

Ein Talker kann einem Kind mit Sprachentwicklungsstörungen helfen, den Nutzen von eigenständiger Kommunikation zu erfahren, sich mit Sprache zu beschäftigen und an der Gemeinschaft teilzuhaben.

Die Versorgung eines Kindes mit einem Talker sollte sprachtherapeutisch / logopädisch begleitet werden.

Was ist ein Talker für Kinder?

Ein Talker für Kinder ist ein Tablet-Computer, der mit spezieller Sprachsoftware ausgestattet ist: Zum einen verfügt ein Talker über eine Sprachausgabe, über die gewünschte Aussagen mit natürlich klingender Kinderstimme laut ausgegeben wird. Zum anderen verfügt der Sprachcomputer über spezielle Bedienoberflächen, die sehr flexibel gestaltet werden können und in Absprache mit Logopädin/Logopäden und Eltern auf die kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten des Kindes und auf die Wünsche und den Alltag abgestimmt werden.

Ein Talker ist ein Mittel der sogenannten „Unterstützten Kommunikation“. Unter Unterstützten Kommunikation (UK) versteht man alle Maßnahmen, die die Kommunikation erweitern bei Menschen, die nicht oder nicht verständlich sprechen können. Daher spricht man bei einem Talker auch von einer „Kommunikationshilfe“ – oder konkreter von einer „elektronischen Kommunikationshilfe“.

Voraussetzungen zur Nutzung eines Talkers

Durch die flexible Oberfläche, die von einfach bis komplex eingestellt werden kann, werden Talker in fast allen Fällen erfolgreich eingesetzt, auch bei stark eingeschränktem Sprachverständnis.

Ein Textverständnis (Schriftsprache) ist für die Kommunikation mittels Talker schon gar nicht nötig: Wurde die Schrift noch nicht gelernt, kann die Bedienung der Kommunikationshilfe mithilfe von Symbolen und persönlichen Fotos erfolgen.

Auch bei motorischen Einschränkungen können Talker von Kindern bedient werden, z. B. mittels Augensteuerung (z. B. bei Tetraplegie) oder mithilfe einer Lochschablone (z. B. bei Spastik).

Häufige Anwendungsgebiete

Talker können in der Regel dann zum Einsatz kommen, wenn das Kind aufgrund einer Spracherwerbsstörungen oder eines Sprach- oder Stimmverlustes nur schwer verständlich oder gar nicht sprechen kann. Unerheblich dabei ist, ob sich die fehlenden Sprachfähigkeiten in baldiger Zukunft noch entwickeln könnten, denn Kommunikation ist in der Gegenwart wichtig, vor allem auch weil an der Fähigkeit zur Kommunikation weitere Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes anhängig sind.
  • Autismus-Spektrum-Störung
  • Rett-Syndrom
  • Laryngektomie
  • RETT-Syndrom
  • Cerebralparese
  • Spinobulbäre Muskelatrophie Typ Kennedy (SBMA)
  • Verbale Entwicklungsdyspraxie (VED)
  • Trisomie 21 / Down-Syndrom
  • de Grouchy Syndrom
  • sonstige Entwicklungsstörungen mit verzögertem oder ausbleibenden Spracherwerb
Die Einschränkungen der Sprachfähigkeiten in den einzelnen Krankheitsbildern können höchst unterschiedlich sein. Die Logopädin oder der Logopäde unterscheidet zwischen Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) einschließlich dem „Late Talker“, Sprachentwicklungsstörung (SES), Mutismus / psychogenes Schweigen, beeinträchtigtes Gehör oder beeinträchtigte Sprechorgane, Wortschatzstörung, Dysgrammatismus oder Sprachverständnisstörung, wobei alle Übergänge fließend sein können.

Daher finden Talkerberatungen vom darauf spezialisierten Hilfsmittelnetzwerk immer zusammen mit Eltern und Logopädin oder Logopäden statt.

Motivation und Berührungsängste

Kinder haben in der Regel wenig Berührungsängste mit einem Talker, da diese den überall vorkommenden iPads und anderen Tablet-PCs ähneln.

Talker werden üblicherweise vom Berater des versorgenden Unternehmens auf die persönlichen Interessen des Kindes ausgerichtet, die etwa bei einer Autismus Spektrum Störung stark einseitig ausgeprägt sein können. Motivationsprobleme, sich nicht mit einem technischen Gerät auseinandersetzen zu wollen, wie sie bei hochbetagten Erwachsenen gelegentlich aber auch bei Kindern auftauchen können, werden - durch die Berücksichtigung der eigenen Themen und Interessen auf der Geräteoberfläche - minimiert oder vermieden und zusätzlich das Kind dazu motiviert, sich mit Sprache zu beschäftigen.

Der Nutzen eines Talkers für ein Kind

Sprachtherapeuten sind sich manchmal nicht einig in der Frage, ob ein Talker ausschließlich positive Aspekte für die Sprach- und Sprechentwicklung haben kann. Schließlich könnte ein Talker das Kind dazu verleiten, die körpereigenen Möglichkeiten der Kommunikation weniger zu üben oder einzusetzen. Deswegen würde eine Logopädin oder ein Logopäde nicht bei der ersten kleinen Sprachentwicklungsverzögerung einen Talker empfehlen.

Es gibt es aber viele Fälle, bei denen der Nutzen eines Talkers, sich überhaupt mitteilen zu können und die Förderung der Sprachentwicklung überwiegt.

Im Allgemeinen herrscht Konsens darüber, dass es ohne Kommunikation schwierig ist, Verbindungen und Freundschaften aufzubauen oder Dinge und Sachverhalte zu verstehen, nach denen man nicht fragen kann. Ohne Kommunikationsmöglichkeiten ist es schwierig, Wünsche zu äußern und Bedürfnisse mitzuteilen und somit nicht nur das Leben und den Alltag mitzugestalten, sondern auch Selbstwirksamkeit statt Ausgrenzung zu erfahren. An der Möglichkeit, sich mitteilen zu können, hängen also viele weitere Dinge, die nicht unbedingt in die Verantwortung der Sprachtherapie fallen, die aber trotzdem für das Kind immens wichtig sind.

Darüberhinaus sollte stets die Bedeutung einer (elektronischen) Kommunikationsmöglichkeit für das Umfeld des Kindes in die Überlegungen mit eingezogen werden. Kinder erhalten mit einem Sprachcomputer unter Umständen die Möglichkeit, eigene Gefühle und Wünsche auszudrücken. Das ist nicht nur ein Vorteil für das Kind, sondern auch für das Umfeld, etwa wenn das Kind dadurch besser mit Frust umgehen kann - oder einfach nur den Eltern abends erzählt werden kann, was tagsüber in der Schule erlebt wurde.

In der Kommunikationsanbahnung gilt, dass wenn Kommunikation nicht frustrierend ist, sie auch lieber ausprobiert wird. Das wiederum kann sich positiv auf das Selbstbewusstsein des Kinder auswirken. Kurz lässt sich sagen, dass ein Talker fallbezogen zur positiven sozialen und emotionalen Entwicklung beitragen kann.

Für Logopäden und Eltern sind darüberhinaus auch die sprachtherapeutische Nutzen wichtig:

Sprachtherapeutischer Nutzen

Auf modernen Talkern für Kinder sind üblicherweise Sprachspiele vorhanden oder können hinzu installiert werden. Das Angebot reicht von Anlautier-Übungen und Wortfindungsübungen, über Zuordnungs- oder Sortierspielen bis hin zu Text- und Grammatikübungen. Ein Talker kann ein Kind also dabei unterstützen, eigenständig seine sprachlichen Fähigkeiten zu trainieren.

Viele Logopäden sind sich darin einig, dass (nur) eine Auseinandersetzung mit Sprache der Sprachentwicklung dienen kann. Während viele UK-Methoden auf einen Gegenüber angewiesen sind, können Talker die (zusätzliche) eigenständige Beschäftigung des Kindes mit Sprache ermöglichen.

Zudem kann ein Talker dem Kind seine Ängste vor der Kommunikation nehmen, etwa die Angst davor missverstanden zu werden.

Weiter unten auf dieser Webseite haben Sie als Eltern, Lehrer(in), Betreuer(in) oder Therapeut(in) die Möglichkeit, einen unverbindlichen Beratungs- und Erprobungstermin mit einem Hilfsmittelberater bei Ihnen vor Ort zu vereinbaren. Bei einem solchen Beratungs- und Erprobungstermin, der gerne auch in der logopädischen Praxis oder zu Hause zusammen mit der Logopädin/dem Logopäden erfolgen kann, werden die Möglichkeiten und Nutzen eines Talkers vorgestellt und Fragen dazu beantwortet.

Kostenübernahme durch Krankenkassen

Die Kosten für einen Talker für ein Kind werden in vielen Fällen von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Die Hilfsmittelberater des Hilfsmittelnetzwerk-Projektes „Talker für Kinder“ begleiten Sie bei der Beantragung und beraten Sie zu den Anforderungen, die Ihre Krankenkasse eventuell stellt, damit die Versorgung Ihres Kindes mit einem Talker genehmigt werden kann.

Wichtig für Sie zu wissen ist, dass Beratungen und Erprobungen über unser Beraternetzwerk stets kostenfrei und unverbindlich sind, unabhängig von einer Kostenzusage der jeweiligen Krankenversicherung.

Kostenfreie Beratung und Erprobung

Über das Hilfsmittelnetzwerk haben Sie die Möglichkeit, sich kostenfrei und unverbindlich zum Thema Talker beraten zu lassen und einen Talker mit Ihrem Kind und der Logopädin oder dem Logopäden Ihres Kindes kostenfrei zu testen.


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